Du arbeitest, du verdienst dein Geld, lebst dein Leben, alles ist gut. Dann bleibt die Welt plötzlich stehen, du hast keine Aufträge mehr, es kommt kein Geld rein, du kannst nicht mehr alle Rechnungen begleichen.....Schock....
…Und plötzlich war alles anders als zuvor.
Ein kleiner Einblick, wie es mir in den letzten Wochen, seit Mitte März ergangen ist.
Zunächst (kurz vor dem 16. 3.) wurde über „das Bevorstehende“ nur als ganz geheime Botschaft, mehr geflüstert als gesprochen. Es nahe der „Shut Down“ hieß es. Keiner wusste so recht, stimmen diese Informationen? Und wenn ja, dann ab wann, in welchem Ausmaß?……… all das war zu jenem Zeitpunkt unklar. Am Montag, den 16. 3. 20 wurde dann öffentlich erklärt, wie die genauen Maßnahmen bzgl. des „Shut Down“ aussehen werden und was ab nun verboten sein würde und was noch erlaubt sein würde. Die gesamte „Pferdeszene“ war erst mal schwer verunsichert.
Ich bin kein Mensch der sich leicht Sorgen macht, also ließ ich alles erst einmal auf mich zukommen. Aber etwas größer einkaufen bin ich noch am gleichen Tag gefahren, das gebe ich zu 😉
Nun, wie es dann kam, das wissen ja nun alle. Sehr bald war klar, wer noch arbeiten darf und wer nicht. Täglich wurden die Informationen vervollständigt und erweitert.
Gut, ich durfte also keine Reitstunden mehr geben oder Beritt für Pferde anbieten. Na bumm, meine Arbeit stand also ab sofort still.
Meine Einnahmen waren somit tragischer weise von jetzt auf dann auf Null geschrumpft. Gleichzeitig flatterte ein Brief von der SVS ins Haus, mit der Forderung von 1.700,- fürs erste Quartal, jetzt begann ich sehr wohl mir etwas Sorgen zu machen. Wie soll Frau diesen Betrag zahlen, wenn Frau nichts einnehmen kann? Das empfand ich als bedrohlich, keine Frage.
Kurzum, diese Forderung, das wurde ja dann allgemein bekannt gemacht, wurde auf mein Ansuchen hin gestundet. Das verschafft natürlich eine gewisse Erleichterung, damit wird der Zeitpunkt der Sorge kurzerhand um 3 Monate nach hinten verschoben und ist dann allerdings auf 3.400,- angewachsen :-/
Du verdienst kein Geld mehr, aber die SVS Beiträge häufen sich hinter dir weiter an.
Gut, in den ersten beiden Wochen nach dem „Shut Down“ war alles ungewohnt ruhig, das fühlte sich jetzt mal nicht so schlecht an. Und eines muss ich sagen: Hier am Land lässt es sich auch während solch strenger Maßnahmen noch recht gut leben. Lebensmittel gab es ja ausreichend, ansonsten konnten wir hier immer mit Pferd und/ oder Hund spazieren gehen —– in den Wald marschieren und weg warst du, niemand hat es gesehen. Außerdem lebt es sich in einem Haushalt/ Wohngemeinschaft mit (zu besagtem Zeitpunkt) drei Frauen, nicht schlecht. Wir hatten unseren Spaß, schöne Gespräche während gemeinsamer Essen, geteilte Arbeit und geteilte Sorgen. Das alles war ganz in Ordnung, trotz des draußen herrschenden Ausnahmezustandes.
Die anstehende Arbeit am Wiedenhof, alle Tiere versorgen und bewegen, wurde gemeinsam erledigt. Es war durchaus viel zu tun, aber es war machbar.
Fakt ist, die Hufe wachsen weiter, auch in solchen Zeiten, in denen unser Leben angehalten wird. So kamen nach und nach die ersten Anfragen von Kunden, ob ich denn zum Hufe trimmen vorbei kommen würde. Ja, sagte ich, ich komme natürlich gern vorbei. Unter Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen war es mir erlaubt Termine zum Hufe bearbeiten wahr zu nehmen, denn diese Aufgabe gehört zur Gesunderhaltung eines Lebewesens. Jetzt wurde mir klar, mein zweites Standbein neben dem Pferdetraining, das Trimmen der Hufe, ist für mich DER Segen. Ich kann weiterhin etwas Geld verdienen, wenn auch weniger als zuvor. Jeder Euro der herein kommt ist eine wahre Freude, spürte ich. Zudem hatte ich somit die Gelegenheit außer Haus zu gehen und Kunden zu treffen (immer mit Abstand). Kurz gesagt, Ich hatte eine Aufgabe, Abwechslung und etwas Geld, das war mein Glück.
Wie hier auf den Bildern aus meinem Archiv zu sehen ist, aus Hufen die zu lang gewachsen waren, wurden wieder tragfähige und in Form gebrachte Hufe durch meine Bearbeitung. Ich liebte jeden einzelnen Termin! 😉
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Wir schreiben heute Montag, den 11. Mai. 2020 Alle Bestimmungen sind bereits wesentlich gelockert worden, das brauche ich euch nicht näher zu erklären. Nun darf ich auch wieder Reitstunden anbieten, ich bin erleichtert Ganz langsam mehren sich die Anrufe und Anfragen nach Trainerstunden, die Leute sind noch vorsichtig, habe ich den Eindruck. Aber ich bin zuversichtlich, dass es bald wieder mehr Anfragen geben wird.
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